Archaische Lauferlebnisse auf Gozo

Gozo? Da war doch was?

"Gozo? Da war doch was?", fragte ich Jahren möglicherweise das älteste noch mich, als ich eine Einladung zum Gozo Halbmarathon 2019 erhielt. Ein Blick ins Internet frischte die Erinnerung rasch wieder auf: Am 8. März 2017 ist das berühmte Felsentor Azure Window während eines Sturms vollständig eingestürzt. Diese imposante Felsformation hat als Kulisse für viele Filme und Serien (etwa für „Game of Thrones“ gedient und dürfte den meisten zumindest unbewusst bekannt sein. Und wenn man schon am Recherchieren ist, kann man sich auch gleich die vielen anderen interessanten Information ansehen, die das allwissende Internet über die zweitgrößte Insel des Archipels der Republik Malta ausspuckt. Unter anderem die Legende, dass Gozo die Insel der Nymphe Kalypso gewesen sei und sie hier in einer Höhle den heimkehrenden Odysseus sieben Jahre gefangen gehalten habe. Und nicht zu vergessen der Ggantija-Tempel, der mit seinen ca. 5.600 halbwegs erhaltene freistehende Gebäude der Welt ist.

Rasch wird klar: Es wäre viel zu schade, nur schnell nach Malta zu fliegen, mit der Fähre nach Gozo überzusetzen, den Halbmarathon zu laufen und danach wieder ab nach Hause. Denn das felsig-karge Zwergeneiland hat ganz schön viel zu bieten. Sogar ein zweites tolles Lauf-Event nur eine Woche nach dem Halbmarathon (und 10-km-Lauf), einen Trailrun, der 50 km rund um die ganze Insel führt.

Laufen und Genießen

Wie erwähnt, unter dem Stichwort „Gozo“ liefert das Internet rasch eine erstaunliche Vielfalt an Gründen, wieso man dieses von etwa 32.000 Menschen bevölkerte 67 Quadratkilometer messende hügelige Inseloval besuchen sollte. Nicht zuletzt auch wegen der Küche: Auf Gozo kann man ganz wunderbar essen. Und wie in der Kultur haben auch hier die mediterranen Großreiche und die europäischen Kolonialmächte ihre vielfältigen Spuren hinterlassen.

Apropos hügelige Insel: Das ist ein Kernmerkmal des Halbmarathons auf Gozo – er ist hügelig. Wer also Tempo bolzen will, ist hier fehl am Platz. So beschaulich, wie das Leben der Bevölkerung auf der Insel ist, so „beschaulich“ im wahrsten Sinn sollte man auch seinen Halbmarathon, dessen Runde durch sieben der 14 Dörfer der Insel führt, anlegen: laufen, die Landschaft mit ihren fantastischen Ausblicken genießen und über die gewaltigen sakralen Bauten wie z. B. die Church of Saint John the Baptist staunen, die mit ihrer gewaltigen Kuppel 75 Meter hoch in den Himmel strebt.

Gigantisch

Dass der Gozo Halbmarathon etwas anders als die gewohnten, oft nur auf das Rennen fixierten Lauf-Events ist, wird schon bei der Startnummernausgabe klar. Die findet unter freiem Himmel beim erwähnten Ggantija-Tempel statt, mit einem herrlichen Ausblick auf eine archaisch anmutende Ebene. Schon allein deshalb lohnt sich ein Start auf Gozo. Und sollten Ihnen die 21 hügeligen Kilometer zu anspruchsvoll sein – es gibt auch einen 10er. Aber egal welche Strecke man wählt, der Lauf macht Spaß. So familiär und entspannt, wie es bei der Startnummernausgabe zugeht, so herzlich werden die Läuferinnen und Läufer vom Start bis ins Ziel angefeuert und beklatscht.

Noch ein Kuriosum am Rande: Es gibt keine bewachte Kleiderabgabe. Das ist auch nicht nötig, wie man erfährt. Man deponiert seinen Rucksack oder überhaupt nur die Wechselkleidung einfach im „Gemeindeamt“ und holt alles nach dem Rennen wieder ab. Eine Bewachung ist gar nicht nötig, denn auf Gozo sind Diebstähle praktisch unbekannt. Die Einwohner verschließen ihre Häuser daher auch kaum einmal.

Zwei auf einen Streich

Um den kulturellen Sporturlaub perfekt zu machen, bietet es sich als Abschluss einer abwechslungsreichen Woche an, beim Gozo Trail Run an den Start zu gehen (ca. 1.500 Hm, einmal um die ganze Insel) oder „nur“ beim kürzeren 21-km-Trail. Die Strecke führt zumeist direkt entlang der Steilküste mit wirklich atemberaubenden Ausblicken. Sogar einige leichte Klettersteigpassagen sind zu bewältigen. Es geht aber auch durch malerische Buchten, wo man sich überwinden muss, nicht der Versuchung nachzugeben, sich in den Sand zu setzen, ins sanft wogende Mittelmeer zu schauen und einfach nur vor sich hin zu träumen. Aber dazu gibt es in der Urlaubswoche zwischen den beiden Lauf-Events genügend Gelegenheiten. Wie auch zum Tauchen, Klettern, Mountainbiken und vielem mehr. Sehr lohnend ist es übrigens, bei einer geführten Segwaytour die Insel zu erkunden.

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